Mehr zu "Josef Arpad von Koppay"

Josef Arpad von Koppay (offizieller Name: Baron Joszi Arpád Koppay von Drétoma), österreichischer Maler in der Tradition der großen akademischen Meister des 19. Jahrhunderts. Geboren am 15. 3. 1857 (´nach anderen Angaben 1859) in Wien; gestorben am 2. 9. 1927 (nach anderen Angaben 1921) in Bad Gastein (Salzburg). Den Adelstitel hatte er von seinen Vorfahren väterlicherseits geerbt, Burggrafen in Liechtenstein. Seine Mutter kam aus einer einfacheren Bürgerfamilie Niederösterreichs. In Budapest aufgewachsen, studierte Koppay dort (2 Jahre) und in Wien (3 Jahre) Technik und Architektur. Hans Makart bezeichnete Koppay später als seinen besten Schüler. Schüler von Makart und Canon, danach ab 1884 in München tätig, wo ihn sein Pastellbild ,,König Ludwig II. auf dem Paradebett" (1886) bekannt machte. Dieses Bild war wohl so gelungen, dass Koppay für die Kaiserin Elisabeth von Österreich eine Kopie malen musste. Dies war die Visitenkarte, die ihm die Welt der Reichen und Mächtigen der Welt öffnete. Kaiser, Könige, Erb- und Geldadel wurden seine Kunden. Damit wird er zum gefragtesten Porträtmaler seiner Zeit. Seine Reise begann, die ihm in den folgenden Jahren an alle wichtigen Kaiser- und Königshöfe Europas und nach Amerika führte. Aufsehen soll sein 26 figuriges Bild der Samoakonferenz erregt haben, vielleicht ein Gemälde in der Art von Anton von Werners Berliner Kongress (1881). In den Jahren malte er neben dem Hochadel auch unzählige Großindustrielle, Künstler und Schriftsteller. Präsident Roosevelt oder die mächtigen Rockefeller wurden seine Auftraggeber. 1911, drei Jahre vor dem Krieg, ließ er sich, scheinbar endgültig, in London nieder. Aber der 1.Weltkrieg machte dem ein Strich durch die Rechnung. England war kein Pflaster mehr für ihn und so ging es in die neutrale Schweiz nach Zürich. Dort blieb er bis ca. 1919. Koppay ist zu nennen mit den beiden anderen großen Porträtmaler seiner Zeit. John Singer Sargent und James Jebusa Shannon. Koppay repräsentierte den erfolgreichen, adeligen Künstler. Seine Ateliers waren prachtvoll und exotisch ausgestattet. Er zeigte seinen Erfolg. Aufgrund seiner adeligen Abstammung besaß er perfekte Manieren und ein geschliffenes Auftreten. Gepaart mit einem gesunden Wiener Humor konnte er sich somit problemlos auf dem Parkett der oberen Zehntausend bewegen. Er galt als einer der ihren. Die Porträtierten fühlten sich in seiner Gegenwart wohl, was für ein gelungenes Porträt mehr als förderlich ist. Das man mit ihm zufrieden war, belegen u.a. folgende Zitate: Kaiser Franz Josef: Der Kaiser saß oft vor meinem Bilde der Kaiserin und die Gräfin Fesztetics musste ihm von meiner Arbeit erzählen. Er kam immer wieder, um sich das Bild anzusehen und sprach stets aufs neue seine Verwunderung darüber aus, dass ein Maler imstande sei, ein Porträt nach dem Tode so lebenswahr zu machen. Mein Bild, meinte der Kaiser, sei viel lebenswahrer als das Porträt von Winterhalter, das doch nach dem Leben gemacht worden ist.

Aus Weber´s Illustrirte Zeitung Leipzig Nr. 3081, vom 17. Juli 1902:
Koppay´s Porträt der Kaiserin Elisabeth:
Während ihres Lebens ist die Kaiserin Elisabeth nur in den ersten Jahren ihrer Ehe Gegenstand künstlerischer Darstellung geworden. Das letzte, nach der Natur aufgenommene Porträt, das über dem Schreibtisch des Kaisers Franz Joseph hängt, wurde 35 Jahre vor ihrem Tode gemalt. Seit jener Zeit hat sie weder Malern noch Bildhauern noch Photographen gesessen, und nur höchst selten glückte es einem Amateur ihre Züge verstohlen mit dem Kodak zu fixieren. Um so schwieriger gestaltete sich die Aufgabe, die Kaiserin nach ihrem tragischen Ende im Bilde darzustellen, da den Künstlern das Studium nach der Natur versagt blieb und entsprechende Vorlagen nicht vorhanden waren. Einigen von ihnen war es allerdings vergönnt gewesen, die hohe Frau von Angesicht zu Angesicht zu sehen und dadurch einen wenn auch nur flüchtigen Eindruck ihrer persönlichen Erscheinung zu gewinnen. Mit Hilfe von Personen, die entweder als Verwandte oder vermöge ihrer Stellung der Kaiserin nahe standen, ließ es sich dann ermöglichen, die in der Erinnerung festgehaltenen Eindrücke mehr
oder weniger naturgetreu zu bildlicher Darstellung zu verwerten. Zu den Künstlern, die sich dieses Vorzuges erfreuen, gehört Koppay. Durch seine Beziehungen zu den Mitgliedern des bayerischen Königshauses war er in der Lage, der öfter in München zum Besuch weilenden Kaiserin näherzutreten. Unter anderem malte er für sie eine Copie seines Gemäldes „König Ludwig auf dem Todtenbett“. Als Kaiser Franz Joseph beschloß, vier Damen aus der nächsten Umgebung der Kaiserin, als Zeichen seiner Anerkennung für die ihr geleisteten treuen Dienste und als Andenken an die Verewigte, deren Porträt
in Lebensgröße zu spenden, wurde Koppay mit der Ausführung des für die Gräfin Festetics von Tolna, der langjährigen Obersthofmeisterin der Kaiserin, bestimmten Gemäldes betraut. Die den Gräfinnen von Harrach und Sztáray, in deren Armen das Opfer des Mörders Luccheni den letzten Athemzug aushauchte, sowie der Frau von Ferenczy, der Vorleserin und Vertrauten der Kaiserin, zugedachten Porträts wurden den Malern Horovitz, László und Benczur übertragen. Die vier Gemälde, deren Herstellung der Kaiser durch wertvolle Ratschläge förderte, fanden den vollen Beifall des Auftraggebers. Das Koppay´sche aber bezeichnete er als das beste Conterfei der Kaiserin aus ihren letzten Lebensjahren. Es gefiel ihm in so hohem Grade, daß er für sich und seinen Bruder Ludwig Victor Copien davon anfertigen ließ. Wir glauben, unseren Lesern zu Dank zu handeln, wenn wir ihnen eine Wiedergabe desselben vorführen. Sie bietet die beste, charakteristische Darstellung der äußeren Erscheinung einer der geistig eigenartigsten, feinsinnigsten und psychologisch interessantesten Kronenträgerinnen. Im Jahre 1857 zu Wien geboren, bildete sich Koppay auf der wiener Technik zum Architekten aus, schwenkte jedoch bald zur Malerei ab. Er vertauschte das Atelier des großen Gothikers Schmidt mit jenem Makart´s und Canon´s. Nachdem er sich in München als Genremaler Ruf erworben hatte, wandte er sich mit Erfolg dem Porträt zu. Mit Empfehlungen des bayrischen Hofes ging er nach Madrid, wo er der jugendlichen „König Alfons auf dem Schaukelpferde“ sowie eine Reihe Porträts der Königsfamilie und der spanischen Aristokratie schuf. Nach kurzem Aufenthalt in Paris am der Künstler nach Berlin, wo er Mitglieder des Kaiserhauses und deutscher Fürstenfamilien porträtierte. Auch von Angehörigen der russischen Kaiserfamilie fertigte er Bildnisse an. In Wien, wo er seit einigen Jahren weilt, malte er die Prinzen und Prinzessinnen des Kaiserhauses sowie Mitglieder der österreichischen Aristokratie. Hervorragendes leistet Koppay im Damenporträt, dem er durch seine opalisierende Farbgebung besonderen Reiz verleiht. Seine hochfürstliche und aristokratische Kundschaft, in Verbindung mit seiner künstlerischen Leistungsfähigkeit, verleihen ihm den Anspruch auf den Rang eines „österreichischen Lenbach“. Das Porträt, dem er seinen glänzenden künstlerischen wie materiellen Erfolge verdankt, läßt ihm keine Zeit zur Pflege des Genrebildes, für das er eine besondere Vorliebe besitzt. Da der Künstler erst im 45. Lebensjahre steht, wird er wohl noch Muße finden, sich seiner alten Neigung zuzuwenden.